WISSHOM-Kongress 2024 in Köthen: Erfahrung weitergeben – Nachwuchs fördern

Vorträge zur Nachwuchsförderung und viele Themen mehr ...

Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie (WissHom) in Köthen zu einem kleinen Kongress. In diesem Jahr am 31.10.- 02.11. fand dort der 24. ICE „Internationale Köthener Erfahrungsaustausch“ statt. Da das Forum im letzten Jahr Mitglied der WissHom geworden ist, wollte ich unbedingt mal diesen Kongress besuchen. Die WissHom wurde 2010 von akademischen Homöopathen gegründet, um vorhandenes Wissen zu bewerten, neues Wissen zu schaffen, homöopathische Forschung zu fördern, Innovation in der Aus- und Weiterbildung zu fördern und die Homöopathie im akademischen Diskurs zu etablieren.

Somit verschlug es mich das erste Mal in diese Stadt in Sachsen-Anhalt, in der Samuel Hahnemann so viele Jahre seine Wirkungsstätte hatte (1821-1835). Die Besichtigung seines Hauses, das jetzt eine Art Museum geworden ist, war ein absolutes Highlight für mich.

Aber auch sonst ist Samuel Hahnemann in Köthen weiterhin präsent z.B. durch Paragrafen, die als Aufschriften an etlichen Häusern zu finden sind.

 


Aber nun zum Kongress. Er fand im Köthener Schloss statt und war unter das Motto „Erfahrung weitergeben – Nachwuchs fördern“ gestellt, ein Thema, welches uns im Forum ja auch immer umtreibt. Wie kann das bewährte Wissen durch neue Lehr- und Lernformate weitergegeben und bewahrt werden? Welche Bedeutung wird die Homöopathie als Teil der integrativen Medizin bei der Gestaltung von Diagnostik und Therapieoptionen in der modernen Medizin und bei zunehmender Digitalisierung in zukünftigen Generationen haben? Durch welche Forschungsmethoden können die offenen Fragen, die an die Homöopathie gestellt werden, beantwortet werden? Dazu gab es viele kleinere und größere Beiträge.

Der erste Vortrag von Prof. Dr. med. Dr. phil. Josef. M. Schmidt „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Homöopathie?“ wurde sehr gelobt und hätte mich sehr interessiert, war mir aber aufgrund DB-bedingter Verspätung nicht vergönnt. Danach zeigte Dr. med. Heiner Frei in seinem wunderbaren Vortrag mit zwei engagierten, jungen Assistentinnen, wie es ihm gelungen ist, Assistentinnen zu finden und ihnen in einer sanften, kontinuierlichen Übergabe immer mehr Aufgaben abzugeben. So ist er einerseits entlastet, andererseits arbeitet er weiterhin mit und steht immer als Ansprechpartner und Lehrer zur Verfügung. So stellt er sicher, dass auch nach seinem späteren Ruhestand die Praxis in seinem Sinne fortgeführt werden kann. Die beiden Assistentinnen berichteten ähnlich positiv aus ihrer Perspektive. Allerdings liegt dieses Setting in der Schweiz, wo die Assistenz vom Kanton gefördert wird.

Prof Klaus von Ammon zeigte nochmal den großen Bedarf an Homöopathie als gewünschte Therapie bei den Patienten auf und den gleichzeitigen extrem starken Rückgang der homöopathisch arbeitenden Ärzteschaft. Seiner Ansicht nach ist „ist wo ein Wille ist, auch ein Weg“ und appelliert an die Ärzteschaft dringend aktiv zu werden, sonst gäbe es 2053 keine ärztliche Homöopathie mehr. Wenn jeder Arzt täglich auf eine Tasse Kaffee verzichten würde, wären nach 10 Jahren 2 Millionen Spenden zur Förderung der Homöopathie beisammen.

Desweiteren gab es fachliche Themen wie: Miasma in der Homöopathieausbildung, Schlüsselbegriffe im Organon, Darmnosoden, Sulfur als Reaktionsmittel. Auch wissenschaftliche Dinge wie „Data Mining in der Homöopathie“ zur Gewinnung von Daten aus bereits vorhandenen Daten und zur Hypothesengenerierung, wurden angesprochen.

Der Samstag war dann ganz der Wissenschaft gewidmet. Prof. Dr. Stefan Baumgartner gab einen sehr informativen Rückblick auf 35 Jahre Forschung in der Homöopathie und würdigte dabei viele wissenschaftlich arbeitende Kollegen und ihre Studien. Eine sehr umfangreiche Sammlung an Arbeiten und Daten aus biologischer, klinischer und physkalischer Forschung, auf die wir Homöopathen als Gemeinschaft stolz sein können. Besonders ernüchternd fand ich allerding die Tatsache, dass es vor 35 Jahren noch 20 universitäre Forschungsinstitute in Europa gab und jetzt nur noch 2, in Bern und Witten-Herdecke, die beide von Prof. Baumgartner geleitet werden. Das zeigt uns, dass noch viele Herausforderungen zu bestehen sind, bis Forschung zur Homöopathie wieder mehr Aufmerksamkeit erhält. Ein Schritt in die Richtung ist die Standardisierung und weitere Optimierung von Studien. Frau Dr. Petra Weiermeier stellte die von der WissHom erarbeiteten und publizierten Empfehlungen zur Durchführung randomisiert-kontrollierter Studien in der hömoöpathischen Human und Tiermedizin vor. Sie betonte besonders die Notwendigkeit von der Zusammenarbeit homöopathisch arbeitender und klinisch arbeitender Studienleiter, um eben die Homöopathie-spezifischen Parameter in Studien besser abbilden zu können. Danach gab es noch einige kleinere Vorträge zu laufenden Forschungsarbeiten.

Insgesamt eine sehr interessante und vielseitige Veranstaltung.

Prof. Dr. rer. nat. Susanne Schnittger
Vorstand Homöopathie Forum e.V.
Leitung Homöopathie Akademie Gauting
Leitung Wissenschaftlicher Arbeitskreis

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